Geschichte der historischen Erbförsterei zu Dörrberg
Wo das Tal der Wilden Gera in die Breite geht, befand
sich neben einer alten Schneidmühle einst der fürstliche Eisenhammer.
Daneben, am auslaufenden Hang des steil aufragenden Berges entstand Ende des
17. Jahrhunderts eine kleine Siedlung, Dörrberg genannt.

Dörrberg und der Dörrkopf
In der zweiten Hälfte des 17.
Jahrhunderts entstand der Ort Dörrberg. Das älteste Haus wurde 1685 erbaut
und im Jahr 1692 übernahm der Erbförster Andreas Gundermann dieses
stattliche Fachwerkgebäude.

Erbförsterei zu Dörrberg – Westfassade 1685
Gundermann hatte die Stelle des auf
mysteriöse Weise am Schneekopf (978 m, zweit höchster Berg Thüringens) ums
Leben gekommenen Försters Valentin Grahner übernommen. Aus dieser
Begebenheit entstand übrigens eine der schönsten Sagen des Thüringer Waldes.

so genanntes "Fürstenzimmer" im Forsthaus
Eine Erweiterung des stattlichen
Fachwerkhauses erfolgte um 1727 und 1737, in dieser Zeit entstand auch der
kleine Barocksaal, der noch heute im Volksmund "das Fürstenzimmer" genannt
wird.

Backhaus (Zustand Herbst 1992)
Das Backhaus, das auch als Sommerküche
genutzt wurde, entstand ebenfalls um 1737 und begrenzt die Hofanlage in
Richtung Norden. Weitere Nebengebäude aus dieser Zeit sind nicht erhalten
geblieben.
Neben dem Dörrberger Forsthaus siedelten sich einige Holzhauer und andere
mit der Arbeit im Walde verbundene Leute an. So entstand eine kleine
Gemeinde von 7 Häusern und 34 Seelen, und der Erbförster war Schultheiß und
Gerichtsherr zugleich. Die alten Gerichtslinden, welche neben den Haus
stehen, sind noch Zeugen dieser Zeit.
Sein jüngerer Sohn Jakob, der seinem Vater seit 1721 im Forstdienst
substituierte, übernahm nach dessen Tod 1731 den Dörrberger Forst, während
der ältere Sohn als kaiserlicher Hauptmann und fürstlich sächsischer
Kriegsrat am Hof des Herzogs war.
Johann Jakob wurde nicht nur Oberförster, er erhielt auch den Titel eines
fürstlichen Wildmeisters. Das Forsthaus lies er um einen Anbau erweitern und
unter seinem Nachfolger Johann Heinrich, der 1772 die Försterei übernahm,
kam noch eine Brauerei mit Schankstube und Tanzboden hinzu.
Dörrberg zählte nun 8 Häuser und 40 Einwohner. Der letzte Vertreter dieser
Erbförsterei war Christian Heinrich Gundermann, der sein Amt bis 1812
versah. Kirchlich und schulisch wurde jetzt Dörrberg Gräfenroda
angeschlossen. Ansehen und Einfluss der Familie Gundermann kam aber nicht
nur dadurch zum Ausdruck, dass der Pfarrer eine Gundermann heiratete und die
Erbförsterfamilie in der Gräfenrodaer Kirche einen abgeschlossenen Stand
besaß; im Forsthaus zu Dörrberg gingen bedeutende Persönlichkeiten vom
Gothaer Hof ein und aus.
Nach 120 Jahren ging diese Erbförsterdynastie zu Ende, das Forsthaus wurde
auf den Dörrberger Hammer verlegt.

Postkarte Dörrberg um 1912
Das alte Erbförsterhaus wurde mit der
Würde eines Schulzenhauses bekleidet und die Nachkommen der alten
Erbförsterdynastie stellten den Bürgermeister, bis zur Eingliederung in die
Gemeinde Gräfenroda im Jahre 1919
Der letzte Dorfschulze Oskar Möller, stammte aus Rockhausen bei Erfurt und
hatte in die Familie eingeheiratet.
Schon sei den zwanziger Jahren gab es immer wieder die Idee, dieses
geschichtsträchtige Anwesen für ein Heimatmuseum zu nutzen. Trotzdem verfiel
das stattliche, unter Denkmalschutz stehende Fachwerkhaus mit der in sich
geschlossenen Hofanlage immer mehr.

Innenhofseite 1992
1992 übernahmen wir, die Familie Dagg dieses
vollkommen verwahrloste Anwesen. Sicherlich war uns nicht ganz bewusst was es
heißt eine so heruntergekommene Hofanlage vor dem Verfall zu retten, zumal wir
als Familie nicht aus dieser Region Thüringens stammen.
Aber der Kauf eines unter Denkmalschutzes stehenden, aber aufgrund seines
Zustandes nicht mehr bewohnbaren Fachwerkhauses bot perspektivisch die ideale
Möglichkeit, neben der Wohnung für die Familie, einen Standort für mein kleines
Reiseunternehmen "Thüringen anders" in zentraler Lage Thüringens zu errichten.

Blick in die historische Erbförsterstube (2006)
Nach einem Jahrzehnt umfangreicher Bau- und
Restaurierungsarbeiten sind wir ein großes Stück vorangekommen und die Gebäude
der alten Erbförsterei sind gerettet und stehen als Ausgangspunkt für Reisen und
als Räumlichkeiten für außergewöhnliche Festlichkeiten und Tagungen zur
Verfügung.
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